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Demenz - Was ist das?

Demenz ist der Überbegriff für eine Reihe von Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen. Die Probleme machen sich bemerkbar durch den Verlust von Fähigkeiten, die früher vorhanden waren. Meistens lässt zuerst das Gedächtnis nach. Gewohnte Tätigkeiten fallen immer schwerer. Der normale Alltag wird kompliziert und kann nicht mehr allein bewältigt werden. Die Hirnleistungsstörung kann verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen:

  • Alzheimer Erkrankung. Hierbei werden Verklumpungen von Eiweißbruchstücken im Gehirn und im Nervenwasser festgestellt (Tau-Proteine und Amyloid-Verbindungen). Diese Ablagerungen werden im Zusammenhang mit dem Absterben von Nervenzellen im Gehirn gesehen.
  • Vaskulärer (gefäßbedingter) Demenz. Hierbei ist das Absterben der Nervenzellen eine Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn.
  • Mischformen aus Alzheimer und vaskulärer Demenz. Hierbei liegen sowohl Durchblutungsstörungen als auch Ablagerungen von Eiweißbruchstücken vor. Dies ist sehr häufig der Fall.
  • Selteneren Demenzformen, wie der Frontotemporalen Demenz oder Pick-Erkrankung, sowie der Lewy-Körperchen-Demenz usw., die zu besonders ausgeprägten Krankheitsbildern führen.
  • Sekundären Demenzen, die andere Erkrankungen (z.B. einen inneren Hydrozephalus, Diabetes Mellitus, eine Schilddrüsenerkrankung, einen Mangel an Vitamin B12 oder Natrium, oder auch einen Tumor usw.) als Ursache haben. Hierbei kann die Behandlung der Krankheitsursachen zum Verschwinden der Demenzsymptome führen.

Beim Auftreten anhaltender Probleme sollte der erste Weg zum Hausarzt führen. Eine differenzierte Diagnose kann nur von einem Facharzt (Neurologen oder Psychiater) durchgeführt werden. In vielen Städten gibt es spezielle Gedächtnisambulanzen oder Memory-Kliniken, die sich auf die Diagnostik von Demenzerkrankungen spezialisiert haben und gleichzeitig auch die notwendige soziale Beratung anbieten.

Der Verlauf von Demenzerkrankungen ist meistens schleichend und individuell sehr unterschiedlich. Eine typische Alzheimererkrankung schreitet meistens kontinuierlich voran und kann manchmal schon bei jüngeren Menschen auftreten. Bei vaskulären (durchblutungsbedingten) Demenzerkrankungen kommt es im Verlauf oft zu Schwankungen; so kann es auch nach schwierigen Phasen immer wieder mal bessere Zeiten geben. 
 
Hintergrund: 
Der Begriff Demenz stammt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt »weg vom Geist«. Es ist jedoch ein grundsätzlicher Fehler anzunehmen, dass Menschen mit Demenz ohne Geist seien und deshalb nichts mehr merken. Vielmehr handelt es sich um eine Hirnleistungsstörung, die darauf beruht, dass Nervenverbindungen unterbrochen und Nervenzellen zerstört wurden. Der Gefühlsbereich ist meistens nicht von der Zerstörung betroffen und bleibt auch bei fortgeschrittener Demenz lange erhalten. Demenzkranke scheinen in vielen Fällen sogar besonders sensibel zu sein; das mag daran liegen, dass sich ihre Wahrnehmung besonders auf den gefühlsmäßigen Bereich konzentriert. Auf dieser Ebene sind Menschen mit Demenz deshalb auch besonders ansprechbar.

Zum weitergehenden Verständnis:  
Bei geistiger Aktivität arbeiten die Nervenzellen im Gehirn in neuronalen Netzen zusammen. Gewohnheiten, Lebenserfahrung usw. prägen dieses Zusammenspiel auf ganz individuelle Weise. Man lernt, entwickelt Fähigkeiten und typische Verhaltensmuster, indem verschiedene Nervenzellenverbände dazu angeregt werden, miteinander zu arbeiten. Bei Demenzerkrankungen gehen an verschiedenen Stellen Nervenverbindungen im Gehirn verloren. Wenn dadurch früher einmal vorhandene Fähigkeiten nachlassen, wird das nicht nur als ein Funktionsverlust erlebt, sondern auch als Verlust von Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Jemand, der sich so verhält, dass es nicht in einem logischen Zusammenhang mit der Lebenserfahrung steht, wird leicht als verrückt beurteilt - mit weitreichenden sozialen Folgen. 

Gehirn und Geist bleiben jedoch lebenslang eine plastische, immer wieder neu "formbare Masse". Nur ein Bruchteil der Gehirnzellen wird wirklich benutzt. Funktionen von zerstörten Gehirnarealen können durch andere Bereiche übernommen werden - sofern sie dazu angeregt werden. So sind Menschen trotz demenzieller Erkrankungen oft lange Zeit in der Lage, die entstandenen Lücken zu ersetzen oder zu überbrücken. 

Eine andauernde angemessene Anregung der verbliebenen geistigen Fähigkeiten und die ständige Stabilisierung der Ich-Identität sind daher bei Demenzerkrankungen die wichtigsten therapeutischen Maßnahmen.  

Das gilt insbesondere auch deshalb, weil die medikamentösen Möglichkeiten derzeit nur sehr begrenzt sind.